Cover des gedruckten Buches Rheinbrücke Maxau, 1937/38, nach der Zerstörung mit Ponton, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 5 Bd.7, S.
   

3. Auswertung und Dokumentation

3.3

Männer als Angehörige der Wehrmacht

3.3.2

Ergänzende Textauszüge

 

Frage 5

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„Unsere Wohnung war völlig zerstört und unbrauchbar geworden. Meine Mutter lag schwerverletzt im Krankenhaus; sie war im Luftschutzkeller verschüttet und ausgegraben worden. Das war die letzte Nachricht, die mich aus der Heimat erreichte.“

Frage 6

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„Zuvor keine Hoffnung auf den ,Endsieg‘, der uns noch anfangs 1945 gepredigt wurde – ,Wunderwaffe‘; im Augenblick der uns zugerufenen Kapitulationsnachricht – wie zuvor bei der Nachricht von Hitlers Tod – nur Jubel und Gefühl der Befreiung, denn man war ja mit dem Leben davongekommen; alles andere interessierte – daran gemessen – wenig.“

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„Ich wurde im Februar 1937 zur Motorsportschule Achern einberufen (Erwerb aller Führerscheine), im April 1937 Einberufung zum Reichsarbeitsdienst, im November 1937 Einberufung zur Ableistung des 2-jährigen Militärdienstes, 1.9.1939 Polenfeldzug, 1940 Frankreichfeldzug, 1941 Rußlandfeldzug, Mai 1945 Kriegsgefangenschaft ... Mehr als 8 Jahre in Uniform geopfert – wofür?“

(in Karlsruhe beheimateter Soldat, vorübergehend in amerikanischer Gefangenschaft)
„Belastend war zunächst die Ungewißheit, wie alles weitergeht, wo waren die Eltern (Vater war nach Berlin abgestellt und wohnte dort mit meiner Mutter seit Dezember 1944), wo war mein Bruder als Soldat? Hatte von allen seit einem halben Jahr keine Nachricht mehr erhalten. Was war in Karlsruhe geschehen, existierte unsere Wohnung noch, was ist mit den Verwandten geschehen, wie und wann komme ich nach Hause und was erwartet mich dort?“

(beheimatet in der Pfalz, Germersheim oder Umgebung; mit 17 ½ Jahren in Kriegsgefangenschaft geraten, anschließend drei Jahre Gefangenschaft in den USA und in England)
„Die US-Nachrichten wurden von den (fast allen) Kriegsgefangenen als Hetzpropaganda empfunden. Die zwangsweise vorgeführten Filme der Judenpogrome (Film über Dachau) wollte niemand von uns glauben.“

(in Hördt/Pfalz beheimateter Soldat, 21-jährig im Oktober 1944 von jugoslawischen Partisanen gefangengenommen; Rückkehr in die Heimat im November 1948)
„Am 9.5.44, am Tag der Kapitulation, habe ich als Kriegsgefangener in Split in Jugoslawien im Hafen gearbeitet. Als um die Mittagszeit von allen Schiffen die Sirenen heulten und die englischen und amerikanischen Kriegsschiffe vor Freude in die Luft schossen. Meine bange Sorge war: ,was nun? Werde ich die Heimat wiedersehen?‘“

(ohne Angabe über Heimatort)
„Nie wieder Krieg. Wie lange wird es dauern, bis Deutschland frei und wiederaufgebaut ist? Vor allem keine Diktatur mehr.“

Frage 7

(beheimatet in der Pfalz, Germersheim oder Umgebung)
„Begegnung mit amerikanischen Soldaten (Weihnachten 1944 in Bitburg), die wir als Kriegsgefangene zu bewachen hatten. Es waren Menschen wie wir, hatten die Nase voll vom Krieg und wollten heim. Während meiner nächtlichen 2-stündigen Wache habe ich mich mit meinem Schulenglisch unterhalten und dabei festgestellt. daß wir im Dritten Reich total von der Außenwelt isoliert waren.“

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„Nach Kriegsende (8.5.1945) hat sich unsere Einheit sofort mit sämtlichen noch verfügbaren Fahrzeugen, unter Mitnahme der Waffen und Verpflegung, [aus tschechischem Gebiet] nach Westen in Richtung der Amerikaner abgesetzt. Direkt hinter der Grenze nach Bayern haben uns die Amerikaner gefangengenommen. Auch dies war eine für uns glückliche Entscheidung, da die Russen in die von ihnen noch nicht besetzten Gebiete der Tschechei einrückten [...]. Ende Mai 1945 haben die Amerikaner uns junge Soldaten [18-jähriger] dann schubweise aus der Gefangenschaft entlassen, aber nur in die amerikanisch besetzte Zone und nur diejenigen, die nicht Mitglied der NSDAP waren. Nach einer abenteuerlichen Reise – zu Fuß, per Lastwagen und Güterzug – landete ich nach ca. 3 Tagen in Mannheim bei Verwandten. Karlsruhe war seit 4.4.1945 von den Franzosen besetzt. Nach zwei vergeblichen Versuchen nach Hause zu kommen, ohne den Franzosen in die Hände zu fallen – südlich Hockenheim standen französische Truppen; diese verbrachten alle Soldaten, deren sie habhaft werden konnten, nach Bruchsal ins Zuchthaus und transportierten sie dann nach Frankreich zum Arbeitseinsatz – traf ich wenige Tage vor Abzug der Franzosen in Karlsruhe ein. [...]

Meine Eltern konnten noch rechtzeitig Berlin verlassen und sind dann auch unter schwierigsten Verhältnissen nach Karlsruhe gekommen. Da die Wohnung aber von Franzosen belegt war, mußten sie bei Verwandten unterkommen. Hiervon hatte ich aber bereits in Mannheim erfahren. Wie das alles ohne Post und Telefon, nur durch Mitteilungen Fremder, funktioniert hat, dokumentiert die besonderen Verhältnisse und den Zusammenhalt der Menschen in dieser schweren Zeit. [...] Am 7.7.1945 wurde Karlsruhe durch die Franzosen geräumt. Obwohl es in unserer Wohnung kein Hitlerbild gab, fanden wir ein Chaos vor. Viele Dinge – Möbel und Einrichtungsgegenstände – waren gewaltsam zerstört oder fehlten ganz.“

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„Infolge des ,Fraternisierungsverbotes‘ war zunächst keine Begegnung möglich. Die amerikanische Besatzungsmacht besetzte z. B. in Durlach unzerstörte Häuser am Turmberg, so etwa alle 50 Häuser in der Kastellstraße. Als ich einmal durch die Kastellstraße zum Bergfriedhof Durlach wollte, wies mich ein US-Posten ab – ich mußte einen Umweg über die Grötzinger Straße nehmen!“

Frage 8

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„Unbekannt: Ohne Kontaktmöglichkeit zur Familie seit Ende 1944. Eltern nach Tauberbischofsheim geflohen zu Verwandten. Wir hatten kein Hitlerbild in der Wohnung in Karlsruhe, trotzdem Plünderung in Abwesenheit nach Einmarsch der Franzosen (vermutlich durch deutsche Plünderer oder ,Displaced Persons‘, d.h. Zwangsarbeiter) allerdings in Grenzen (nur Fahrrad und Kleidung mitgenommen, persönliche Fotos mit Öl übergossen).“

Frage 9

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„1. Periode: landwirtschaftlicher Arbeiter ohne Lohn, gegen Essen. 2. Periode: geplantes Studium nicht möglich, dafür ,Schnellkurs‘ für Einsatz als ,Schulhelfer‘ (1 Jahr, dann Studium). Nach Abzug der Franzosen Rückkehr nach Karlsruhe; Wohnen im leicht fliegergebombten Haus möglich. Viel Hunger, da die Essensmarken nicht ausreichten. Hamsterfahrten aufs Land.“

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„In der Kriegsgefangenschaft anfangs tagelang fehlende Nahrung. Daheim nicht ausreichende Lebensmittelmarken – Hunger – Suche nach einer Unterkunft, um aus dem Notquartier herauszukommen – als ,Arbeit‘ konnte nur ,Schutträumen‘ angeboten werden.“

(in Karlsruhe beheimateter Soldat)
„An eine berufliche Tätigkeit war für mich so kurz nach Kriegsende nicht zu denken. Ab Ende 1945 war ich für ca. 1 Jahr bei Aufräumungsarbeiten in dem zerstörten Gebiet von Karlsruhe eingesetzt und habe dafür die Ehrenkarte der Stadt erhalten. Danach folgte eine Ausbildung in einem kaufmännischen Betrieb. Meine eigentliche berufliche Laufbahn begann aber erst 1950 mit 23 Jahren.“

 
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Kriegsende 1945 | Zeitzeugen der Karlsruher Region erzählen | Letzte Änderung: 30. März 1997
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